Die Rückennummer 10 bekommt der Spielmacher. So ist es im Fußball und so ist es auch bei der Feuerwehr.
23 Jahre lang war ich Kapitän und Spielmacher der ersten Mannschaft der FF Burglengenfeld. Ich war als erstes auf dem Platz und war meistens der Letzte, der wieder in der Kabine war. Ich habe die Trainer und Manager der Feuerwehr stets zügig und sicher zu den Spielen gebracht.
Auch wenn ich klein und unscheinbar wirke, so habe ich doch einen taktisch sehr hohen Wert für die ganze Mannschaft. Durch meine Fähigkeit zu Sprinten, konnte ich meinen Kameraden unzählige Male den Weg freimachen, konnte große Kreuzungen blockieren und ganze Straßenzüge dicht machen.
In einer Zeit, wo eine Alarmierung über Funkmeldeempfänger noch selten und die Schutzkleidung noch aus Gummistiefeln und Bayern 2 bestand, begann ich 1994 meine Karriere.
Ich wusste immer wo es lang ging und meine Mitspieler konnten sich blind auf mich verlassen. Wo ich bin, da ist vorne!
Vom alten Feuerwehrhaus in der Kallmünzer Straße, bin ich unzählige Male ausgerückt. Zu jeder Tages- und Nachtzeit und in alle Himmelsrichtungen. Sobald ein großes Spiel anstand, war ich dabei und gab immer Vollgas. Meine Fahrer haben mir alles abverlangt, aber ich hatte Spaß mit Blaulicht und Martinshorn durch die Straßen zu fegen. Und sobald ich aus der Stadt draußen war, durfte ich meine Kollegen hinter mir lassen und ich flog schon fast zu den überörtlichen Einsatzstellen und konnte mir somit einen erheblichen Zeitvorteil herausfahren.
Wenn meine Jungs dann ankamen, dann wusste ich und mein Fahrer meistens schon was jetzt auf unsere Mannschaft zukommt. Etwas abseits vom Getümmel geparkt, verrichtete ich nun den Dienst, der mir meinen Namen verleiht: Kommandowagen.
Wenn ich mich zurück erinnere, welche Funksprüche durch mich abgesetzt wurden, blicke ich mit gemischten Gefühlen zurück. So gab ich an die Feuerwehreinsatzzentrale in Schwandorf und an die ILS in Amberg Rückmeldungen über kuriose Fehlalarme, Kleinbrände oder kleinere Ölspuren, Verkehrsunfälle mit PKWs und umgestürzten Silozügen, forderte tausende Liter Löschwasser zu Waldbränden nach, holte die Berufsfeuerwehr Regensburg ins Zementwerk, funkte mit Polzei- und Rettungshubschraubern. Ich gab die Meldungen ab, dass Personen aus einem völlig deformierten PKW gerettet werden konnten, oder Patienten mit der Drehleiter schonend nach unten gebracht wurden.
Aber leider musste ich auch sehr oft mit anhören, dass wir nicht mehr helfen konnten. Obwohl ich so schnell es ging mit kaltem Motor und bei widrigen Straßenverhältnissen mein Bestes gab, hätte ich mir manchmal ein anderes Ende für meine Einsätze gewünscht.
Einige Feuerwehrmänner, die auf meinen Sitzen saßen und mich in den Einsatz fuhren, sind heute nicht mehr dabei. Manche haben sich von mir persönlich verabschiedet. Bei anderen ging es leider viel zu schnell und uns blieb keine Zeit.
Aber es bleiben die schönen Dinge in Erinnerung, die ich in meiner aktiven Dienstzeit erleben durfte.
Neben all den Einsätzen und Übungen, wurde immer besonderer Wert auf mein Aussehen gelegt. Ich war das Aushängeschild der Feuerwehr. So wurde ich im Laufe der Jahre immer wieder neu beklebt und wurde auch technisch auf Vordermann gebracht. Nicht zuletzt mit einem Tablet PC und Digitalfunkgeräten.
Zudem war ich der Schlüssel zur Stadt. Dank mir haben wir Zutritt zu fast jedem öffentlichem Gebäude und Sonderbau im Stadtgebiet. Und wenn wir mal drinnen waren und die Kollegen nicht weiter wussten, dann haben sie meinen Kofferraum aufgemacht und fanden darin jede Menge Einsatzpläne und Informationen zu gefährlichen Stoffen und Gütern.
Eigentlich hört sich das ja alles nach einem reibungslosen Zusammenarbeiten an. Aber nach so vielen Jahren im Dienst für den Mitbürger, wird man doch etwas müde und der Zahn der Zeit nagt an mir. Somit habe ich zusammen mit den Trainern und Managern entschieden, dass wir künftig getrennte Wege gehen.
Meine Stunden sind also gezählt… heute Abend wird im Stadion an der Gutenbergstraße mein Nachfolger präsentiert. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, wird er die Rückennummer 11 bekommen.
Hier Florian Burglengenfeld 10/1… Ende…
Text: Michael Aschenbrenner
Bild: Marco Seitz