Ich bin jetzt 36 Jahre alt. Und wie es sich für einen Fußballspieler gehört, ist mit Mitte 30 die Karriere langsam zu Ende. Eigentlich fühle ich mich noch gar nicht so alt. Ich habe erst 36.908km auf dem Buckel und äußerlich schaue ich bis auf ein paar Kratzer und Lackschäden auch nicht so aus. Und im tiefsten Inneren habe ich noch meine alten Stärken.
Aber lassen Sie mich auf meine Karriere zurückblicken…
Ich begann im Jahr 1980 bei dem Verein der Freiwilligen Feuerwehr Burglengenfeld zu spielen. Ich wurde von Anfang an als einzige Sturmspitze eingesetzt, da ich etwas hatte, was sonst keiner in unserer Mannschaft hatte! Nämlich Löschwasser! 2500 Liter habe ich ständig einsatzbereit dabei. Und diese einzigartige Fähigkeit habe ich in unzähligen Einsätzen unter Beweis gestellt. Wenn es brannte, dann war ich zur Stelle! 15 Jahre lang war ich unverzichtbar.
Dann konnten wir unseren Kader erweitern und wir konnten mit einer Doppelspitze auflaufen. Mit dem LF 16/12 an meiner Seite wurden wir jetzt noch besser und konnten noch größere Aufgaben und Hürden meistern!
Nicht nur für Burglengenfeld und für das Städtedreieck, sondern weit über die Landkreisgrenzen hinweg wurde unsere Doppelspitze und insbesondere ich eingesetzt. Wenn man es so sagen möchte, dann spielte die FF Burglengenfeld auf internationaler Ebene ganz oben mit. Mein Name war in der südlichen Oberpfalz präsent und alle wollten mich spielen sehen! Bei den großen Spielen war ich natürlich immer in der Anfangsformation. Und wenn ich bei den Auswärtsspielen erst eingewechselt wurde, dann freuten sich alle Fans im Stadion. So manche Spiele wurden von mir noch gedreht und ich hab die entscheidenen Liter zur Einsatzstelle gebracht.
Meine Highlights waren sicherlich das WAA Festival bei dem Großbrand mit über 20 PKW’s, zwei große Industriebrände in Vilshofen und zwei Dachstuhlbrände in Schwandorf. Aber auch Zimmer- und Wohnhausbrände, mehrere Brände im Zementwerk und anderen Gewerbebetrieben konnten durch meine Mithilfe gelöscht werden.
Ein paar Jahre lang hatte ich sogar eine Rettungsschere und einen Rettungsspreizer an Bord, zu einer Zeit, wo der Landkreis Schwandorf nur drei Rettungsscheren hatte. Da war eine Anfahrt von bis zu 20km zur Einsatzstelle keine Seltenheit, um eine technische Rettung durchzuführen!
Drei Landkreise wurden somit regelmäßig von mir bespielt. Ich glaube man kann auf eine einzigartige Zeit zurückblicken, die sich so schnell nicht wiederholen dürfte. Denn mittlerweile haben auch die angrenzenden Vereine ihr spielerisches Niveau angepasst und brauchten nicht mehr all zu oft meine Unterstützung.
Ich habe wirklich viel gesehen in meiner aktiven Spielzeit. Viel Kummer und Leid, Personen- und Sachschäden, gute und schlechte Einsätze haben immer das Maximum von mir verlangt. Ich habe hunderte Kilometer im Pendelverkehr absolviert, unzählige Kilometer an Schlauchmaterial an die Einsatzstelle gebracht und Feuer gelöscht! Sehr sehr oft…
Aber ich hatte niemals Angst oder spielte zurückhaltend. Ich war Offensivspieler mit Leib und Seele! Ich habe immer alles gegeben für den Dienst am Bürger!
Im Jahr 2014 wurde ich dann von unserem Cheftrainer auf die Ersatzbank gesetzt. Naja ein jüngerer Spieler eben… Größer, schneller, spritziger… Da konnte ich nicht mehr mithalten. Aber ich war immer noch im erweiterten Kader! Denn wenn es ungemütlich wurde und wir einen Waldlauf machen mussten, dann durfte ich wieder vorneweg fahren und den Jungs den Weg zeigen. Wald- und Flächenbrände waren nämlich meine Spezialität!
36 Jahre in der ersten Mannschaft sind somit vergangen und die Manager haben beschlossen, dass ich mich zur Ruhe setzen darf. Unser Kader ist jetzt noch breiter aufgestellt und von einst, im Jahre 1980 mit 2500 Litern Löschwasser, hat unser Verein nun mittlerweile insgesamt 8600 Liter Löschwasser im Stall stehen. Sie brauchen mich also nicht mehr…
Aber vielleicht bleibe ich dem Verein dennoch treu… Ehrenamtlich in der Jugendarbeit oder einfach nur repräsentativ. Irgendwas fällt den Jungs schon noch ein für mich, denn wie schon gesagt, müde bin ich noch lange nicht!
Aber eines, das haben sie mir versprochen, so wie es sich für eine Legende im Fußball gehört! Die Rückennummer, nämlich meine 21, wird in den nächsten Jahren an keinen vergeben! Es wird somit ein Zeichen gesetzt, meine unvergesslichen Leistungen geschätzt und meine ständige Einsatzbereitschaft honoriert.
Sehen Sie sich meine Einsätze an, welche ich mit Sicherheit niemals vergessen werde…
Vielleicht hört und sieht man sich mal wieder, aber bis dahin:
“Hier Florian Burglengenfeld 21/1…Ende…!”
Text: Michael Aschenbrenner
Bilder: Archiv FF Burglengenfeld